Niederstetten

Noch gibt es Spuren von der jüdischen Gemeinde von Niederstetten: Das Haus Mittelgasse 4 (früher Synagogengasse) steht auf der südlichen Mauer der ehemaligen Synagoge (erbaut 1841, kriegszerstört 1945). Im Haus davor – im Volksmund heute noch die Judentauch - war das Ritualbad, die Mikweh, eingerichtet. Weitab vom Ort, südlich vom Schloss, draußen beim Eulhof,  liegt der Judenfriedhof (den Schlüssel erhält man auf dem Rathaus). Ungefähr 570 Grabsteine und ihre Inschriften können dort noch von denen erzählen, die sieben/acht Generationen lang in unserer Stadt gelebt haben.

Seit 1647 (unter den Hatzfeld) ist die Entstehung einer jüdischen Gemeinde nachweisbar. Da Juden keine andern Berufe ausüben durften, lebten sie vom Handel mit Vieh, Fellen, Wein… und hielten sich streng an ihre eigenen religiösen Vorschriften und Traditionen, zum Beispiel dem täglichen Synagogenbesuch, der Feier des Sabbath oder koscheren Speisegeboten. 1847 gehörten 217 Personen zur jüdischen Gemeinde von Niederstetten. Ab 1864 hatten Juden die gleichen Rechte wie andere Bürger, wurden jetzt auch in den Stadtrat gewählt oder wurden Mitglied in Vereinen. 16 von ihnen zogen 1914 in den 1. Weltkrieg. 1933 gab es noch 81 Bürger jüdischen Glaubens in Niederstetten. Ungefähr die Hälfte von ihnen konnte noch auswandern. 44 Personen wurden Opfer des Holocaust in Theresienstadt, Riga, Auschwitz und Litzmannstadt (Lodz).

Ausgewandert ist im Jahre 1938 mit seiner Familie auch der jüdische Kaufmann Max Stern (1879–1943). Er hat 1930 im Auftrag des Gemeinderats erstmals ein HEIMATBUCH der Gemeinde Niederstetten verfasst. Sein Sohn Bruno Stern (1912–1981) hat der Stadt seiner Kindheit und der Stadt seiner Vorfahren noch von New York aus, mit seiner Bildersammlung „Meine Stadt, mein Haus und meine Familie“ und seinen beiden Büchern „MEINE JUGENDERINNERUNGEN an eine württembergische Kleinstadt und ihre jüdische Gemeinde“(1968) und „SO WAR ES - Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten“(1985) ein Denkmal gesetzt.

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