Krautheim

Gemeindeleben

Eine besondere Gruppe unter der Bevölkerung Krautheims bildeten die Juden. Heute erinnert nur noch der israelitische Friedhof mit seinen  verwitterten zumeist hebräisch beschrifteten Grabsteinen an diese Bevölkerungsgruppe.

Bereits im Mittelalter bestand eine kleine jüdische Gemeinde. Juden siedelten sich im 13. Jahrhundert bei der Burg Krautheim an. In einer ersten Judenverfolgung durch die Horden des verarmten Ritters Rindfleisch wurden am 26. Juli 1298 in Krautheim 19 Juden niedergemetzelt.

Erst Ende des 14. Jahrhunderts ist wieder von Juden in Krautheim die Rede und seit 1636 kann die Anzahl der Krautheimer Einwohner jüdischen Glaubens genau angegeben werden. Damals lebten hier sechs Schutzjuden – zusammen mit ihren Familienangehörigen etwa 25 Personen.

Im 18. Jahrhundert schwankte die Zahl zwischen 23 (1730) und 63 (1791) Personen, wobei er im  Jahre 1791 mit 14% der Einwohnerschaft den höchsten prozentualen Stand erreicht hatte. 1875 stellten die Juden mit der absoluten Höchstzahl von 85 Personen nur 11,1 % der Bevölkerung. Ab 1827 gehörte die jüdische Gemeinde Krautheims zum Rabbinatsbezirk Merchingen.

Bis 1933 spielten die Juden im wirtschaftlichen Leben in Krautheim eine nicht geringe Rolle. Es gab ein jüdisches Textil-, Hausrat- und Eisenwarengeschäft, ein Textil- und Manufakturwarengeschäft, ein Gemischtwarengeschäft, eine Holz- und Baumaterialhandlung und zwei Metzgereien mit Viehhandlung. Am 17. Mai 1939 lebten noch vier jüdische Familien (Zwölf Personen) in  Krautheim. Diese konnten 1939 und 1940 auswandern.

Betsaal/Synagoge

Über mittelalterliche Einrichtungen ist nichts bekannt. Ein Betsaal oder eine Synagoge waren jedoch sicher vorhanden. Hinweis darauf ist eine im Wolfson-Museum in Jerusalem aufbewahrte Thora-Rolle aus dem 13. Jahrhundert. Diese Thora-Rolle stammt ursprünglich aus Krautheim, ist aus Kalbsleder hergestellt und wurde aus finanziellen Gründen an die jüdische Gemeinde Karlsruhe verkauft. Im Jahre 1770 erfährt man von der damaligen „Judenschule“, neben der Im Jahre 1860 eine Synagoge errichtet wurde. Über dieses Gebäude ist allerdings wenig bekannt.

Es wurde im Jahre 1940 für 800 Mark von der Stadt gekauft. 1941 wurde das Gebäude an die Volksbank Krautheim verkauft. Im Jahre 1975 wurden die Gebäude an einen Landwirt verkauft und abgebrochen.

Der jüdische Friedhof

Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst auf dem Friedhof in Berlichingen beigesetzt. Am 15. Juni 1837 kaufte Joel Hirsch Rothschild, Handelsmann und Vorsteher der israelitischen Gemeinde Krautheim, von dem Krautheimer Bürger und Landwirt Joseph Nied einen Acker im Gewann „Zücker“.  Im Kaufvertrag wird festgelegt dass der erkaufte Acker bereits als Friedhof angelegt und zur Hälfte eingezäunt ist. Die ältesten erhaltenen Grabsteine erinnern an Messel Menachem Blum (gestorben am 29. April 1837) und Monele Dukat (gestorben an 20. Mai 1837). Die letzte Bestattung war die der Sarah Sophie Seldner, verstorben am 20. April 1935.

Am 12. April 1942 verfügte das Landratsamt Buchen die Schließung des jüdischen Friedhofes in Krautheim. Im gleichen Jahr übernahm die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland den Friedhof.

In den Jahren 1933 bis 1945 und bis heute wurde der Friedhof nicht verändert. Er wird heute von der Stadt Krautheim gepflegt.  

Bitte klicken Sie auf das Vorschau-Bild, um alle Bilder in der Galerie anzusehen.